Deutschland stagniert. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bewegt sich um den Nullpunkt. Viele Märkte sind gesättigt, durch Krisen und Inflation zerstört oder durch öffentliche Subventionen gestützt. Immer lauter werden daher die Stimmen, die Degrowth auch als eine notwendige Strategie für den Klimaschutz anpreisen. Doch eine Schrumpfungsstrategie kann für einzelne Unternehmen sinnvoll sein. Für eine gesamte Volkswirtschaft bedeutet das auf Dauer eine Absenkung des hart erarbeiteten Wohlstands.
Wer seinen Umsatz in einem stagnierenden Umfeld erhöhen möchte, kann versuchen, seine Preise durch eine vorherige Kostensenkung zu reduzieren. Deutsche Unternehmen haben es dabei jedoch schwer. Besser sind vier Strategien, die auf der uralten Ansoff-Matrix entlang der beiden Faktoren „Produkte“ und „Märkte“ beruhen.
1. Vertrieb intensivieren
Mit bestehenden Produkten können Sie in bestehenden Märkten nur durch eine Intensivierung Ihrer Vertriebs- und Marketingintensität bzw. durch exzellente Servicequalität wachsen. Zugewinne gehen in einem gesättigten Markt immer zulasten von Wettbewerbern. Der Verdrängungskampf nimmt zu, die Preise fallen. Diese Situation gibt es z. B. im Mobilfunkbereich, bei E-Autos, Fahrrädern, Photovoltaik-Anlagen und bei nahezu allen elektronischen Artikeln. Eine besondere Rolle im Verdrängungsmarketing nehmen subtile Psychotricks ein.
Nicht wenige multinationale Konzerne versuchen auch, unliebsame kleinere Konkurrenten aus dem Mittelstand durch politische Lobbyarbeit aus dem Markt zu verdrängen. In Berlin und Brüssel sind Tausende von Lobbyisten unterwegs, die Gesetze, Verbote und hinderliche Bürokratien zu ihrem eigenen Vorteil auf den Weg bringen. Wir erleben derzeit in vielen Branchen eine Machtkonzentration von Konzernen und Ketten und ein Verschwinden der für den Wohlstand in Deutschland wichtigen kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU).
2. Neue Produkte (Innovationen)
Mit neuen Produkten wachsen Sie in bestehenden Märkten nur dann nachhaltig, wenn Ihre Innovationen wirkliche Werte bei Kunden schaffen und nicht so schnell vom Wettbewerb aufgeholt werden können. So fokussiert sich z. B. die Fitnesskette John Reed auf die Generation Z und bietet beim Training auch Live-DJs.
3. Neue Märkte erschließen
Mit bestehenden Produkten können Sie auch neue Märkte erschließen. Das können neue Zielgruppen oder Regionen sein. So haben nach der schweren Wirtschaftskrise viele Automobilzulieferer wie ebm-pabst versucht, sich aus der existenzgefährdenden Abhängigkeit der Autokonzerne zu befreien und neue industrielle Verwendungen für ihre technischen Kernlösungen zu finden. Diese Aufgabe wird mit dem Wegfall klassischer Märkte (z. B. Elektro- statt Verbrennungsmotoren) noch wichtiger. Andere Unternehmen gehen den Weg der Internationalisierung und bieten ihre Produkte und Dienstleistungen in Wachstumsländern an , wie z. B. China, Indien, Südamerika oder etwa wie der Klett Verlag mit Rising Academies in Afrika.
4. Diversifikation anstreben
Wenn Sie neue Produkte in neuen Märkten platzieren, handelt es sich um eine Diversifikation. Sie bewegen sich damit weg von Ihrem Kerngeschäft und handeln eher als Investor. So möchte z.B. die Familie Viessmann ihren 2013 erzielten Verkaufspreis von rund 12 Mrd. Euro in neue nachhaltige Technologien stecken. Eine Diversifikation, die branchennah erfolgt, kann daher durchaus sinnvoll sein.