Außendienst im Internetzeitalter

Auslaufmodell und Digitalisierungsopfer?

iStock, Liubomyr Vorona

Nach den Corona-Jahren schwärmen sie wieder aus. Die Außendienstler und Reisenden, die aktuelle und potenzielle Kunden persönlich aufsuchen und kreuz und quer in Deutschland und der Welt unterwegs sind. Doch hat diese Vertriebsmodell in digitalen Zeiten noch eine Zukunft? So hat der schwäbische Federnhersteller Gutekunst seinen klassischen Außendienst schon vor einiger Zeit abgebaut und dafür intensiv in einen eigenen B2B-Online-Shop investiert. Ersetzen KI, Roboter-Adviser und lernende Beratungssoftware (Chatbots) das persönliche Verkaufsgespräch von Angesicht zu Angesicht? Diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten, wird jedoch je nach Branche, Unternehmen und Alter der handelnden Personen unterschiedlich schnell verlaufen. 

Gut informierte Kunden

Zu beobachten ist auf jeden Fall, dass Interessenten und Kunden heute häufig viel informierter und mit klaren Vorstellungen in ein Geschäft oder zu einem Dienstleister (z. B. Reisebüro, Bank, Versicherung, Anwalt, Steuerberater, Architekt, Arzt und Handwerker) kommen.

  • Die Preise sind durch das Internet und Preisvergleichsportale transparenter geworden. Sie liefern den Best Price auf Knopfdruck.
  • Interessenten haben sich online schon vorher z. B. ihr Wunschauto konfiguriert oder kennen präferierte Lösungen nicht selten besser als die Verkäufer.

Die Gespräche starten daher heute meist auf einem höheren Niveau als noch vor wenigen Jahren. Für Verkäufer ist das eine besondere Herausforderung. Sie müssen gut ausgebildet und immer auf dem Laufenden sein. Sie müssen aber vor allem einen Mehrwert bieten und vermeiden, dass sich Kunden beim Fachhandel und bei Experten kostenlos beraten lassen, um dann online zu kaufen (Beratungsdiebstahl).

Emotionalität als Vorteil

Das Internet schafft es an vielen Stellen noch nicht, die Emotionalität und Individualität herüberzubringen, wie es momentan noch nur gute Verkäufer und modern inszenierte Verkaufsräume mit realen Produkten können. Hierauf sollten Sie Ihre Priorität in der Auswahl und Schulung Ihres Verkaufspersonals legen. Gefragt sind empathische, freundliche, höfliche und kompetente Verkäufer, Beziehungsprofis und „Menschenfänger“. Plumpe Verkaufstechniken in Tschaka-Tschaka-Manier haben dagegen ausgedient.

So kombiniert z. B. Thomann aus Treppendorf seine führende Online-Plattform für Musikinstrumente und -bedarfe mit einem exzellenten persönlichen Service. Interessenten sprechen am Telefon mit Beratern, die bestenfalls das gleiche Instrument spielen, für das man sich interessiert, und die gleiche Leidenschaft teilen. Das schafft Begeisterung und Loyalität.

Aber Achtung, derzeit wird auch an digitalen Lösungen gearbeitet, wie man z. B. in einem Online-Shop die Haptik von Produkten und damit emotionale Erlebnisse simulieren kann. Das nennt man sensorische Markenführung. Die virtuelle Realität wird diese Entwicklung hin zu mehr Emotionalität von Online-Shopping beschleunigen.

Digitale Verkaufsunterstützung

Neben dem Verkauf des Produktes zu einem transparenten Preis ist es heute viel wichtiger geworden, weitergehende Services anzubieten und den Kunden ganzheitlich mitzunehmen. Daraus ergibt sich, dass die Fähigkeiten in der Nutzenkommunikation deutlich ausgebaut werden müssen. Kundenorientierte Kommunikation ist hier ein entscheidender Faktor.

Auch dafür können neben zentralen CRM-Systemen digitale Verkaufshilfen (z. B. Tablets, Multidisplays, Beratungssoftware) wertvolle Hilfen sein. Im Verkauf müssen digitale Neuerungen mit klassischen Methoden neu kombiniert werden. Wer als Verkäufer heute noch mit Musterkoffern, Produktbroschüren und Bestellformularen durch die Gegend läuft, hinterlässt einen altbackenen Eindruck. Tablets mit Internetzugang, Minibeamer, CRM-Software und Produkt-Apps sollten heute für jeden Außendienstler Standard sein. Die virtuelle Realität hält auch am Point of Sale Einzug. Optiker, Autohäuser und Immobilienmakler z. B. setzen bereits heute VR-Brillen ein.

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