Der deutsche Mittelstand hat einen großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Das ist für die internationale Wettbewerbsfähigkeit fatal. Vor allem, weil die technologische Entwicklung exponentiell erfolgt und man immer mehr ins Hintertreffen gerät.
Eine wichtige unternehmerische Aufgabe ist daher die permanente Beobachtung von digitalen Trends. Sie müssen auf dem Laufenden bleiben. Es gibt weltweit so viele gute Praxisbeispiele und einsatzbereite Lösungen. Schauen Sie über den Tellerrand. Was bei Ihnen in der Branche diskutiert wird, ist meistens nicht mehr neu. Verbände sind eher träge. Entdecken Sie daher Best Practices aus anderen Branchen oder zumindest aus anderen Weltregionen zuerst. Wenn es um Digitalisierung geht, sind folgende Trendbereiche wichtig:
Hardware
- Mikrochips: Die internationale Forschung arbeitet derzeit an Nanochips. Ein Nanometer ist dabei ein Millionstel eines Millimeters. Zum Vergleich: Wenn die Erde ein Millimeter wäre, ist ein Fußball ein Nanometer. Die zehnfache Größe eines Nanometers ist heute schon möglich.
- Quantencomputer: Sie sollen 1.000-mal schneller sein als herkömmliche Rechner. Quantencomputer arbeiten nicht mehr mit Bits, also den zwei Zuständen 0 und 1, sondern mehrdimensional mit sogenann-ten Qubits. Durch diese Superrechner können dann auch komplexe smarte Städte und Verkehrslösungen gesteuert werden.
Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz (KI, Artificial Intelligence, AI) ist eine Software, die von Programmieren nicht mehr zu Ende programmiert wird, sondern die sich in einem gewissen Grad selbst programmiert. Ziel ist der Nachbau des Gehirns über neuronale Netze. Das menschliche Gehirn ist ein Wunderwerk mit 100 Millionen Neuronen, je 1000 Synapsen und 10 Billiarden Rechenoperation pro Sekunde. Rechner schaffen das heute auch schon, verbrauchen dabei aber so viel Energie wie eine Kleinstadt. KI gibt es bereits seit Ende der 1950er Jahre. Der Durchbruch kommt allerdings erst heute durch Superrechner und die große Menge verfügbarer Daten, über die Google, Amazon oder Facebook verfügen.
KI-Software wie ChatGPT basiert auf einer Mustererkennung. Sie wird von Menschen mit Daten trainiert und lernt daran maschinell. Im Medizinbereich wird KI auch zur Krebserkennung eingesetzt. Die Spracherkennung ist ein weiteres Einsatzfeld. So gibt es sprachbasierte Persönlichkeitserkennung für die Rekrutierung von Personal. Eine Sprachprobe von 15 Minuten soll ausreichen. Spracherkennung ist auch im Kundenservice (Call Center) nutzbar. KI ist aber auch kreativ. Symrise hat damit neue Duftstoffe entwickelt.
Roboter
Die Welt der Roboter ist bereits heute erstaunlich. Der Arbeitsroboter Atlas von Boston Dynamics sieht aus wie der Terminator, ist sehr beweglich und läuft menschenähnlich. Vermutlich werden leider so bald auch Robotersoldaten aussehen. Der Bauroboter Hadrian X von FBR Fastbrick Robotics aus Australien baut ein Haus in zwei Tagen, klebt dabei 1.000 Ziegel pro Stunde. Robear aus Japan ist ein Pflegeroboter mit Bärengesicht. Er ist ein Hebe- und Trageroboter und entlastet Pflegekräfte. Sally von Chowbotics ist ein Küchenroboter, der einen Salate und Gerichte in 90 Sekunden zubereitet. Moley.com bietet eine weitere Lösung. Der humanoide Roboter Sophia von Hanson Robotics zeigt im Gesicht menschliche Emotionen wie Freude, Angst und Ekel. Nanoroboter sind dagegen winzig und bald mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Sie können dann mit der Injektionsnadel in die Blutbahn gelangen und dort medizinische Funktionen übernehmen.
Augmented Reality (AR)
Augmented Reality (AR) ist eine erweiterte Realität. Anders als VR sieht man mit einer Datenbrille das reale Geschehen. Es wird aber zusätzlich eine virtuelle Sicht eingeblendet. Pionier dabei ist Microsoft mit der Hololens. Sie ist eine Datenbrille für die Industrie (z. B. zur Fernwartung) und das Militär.
Augmented Reality ohne Brille bieten Hologramme. So erstehen im virtuellen Londoner Konzert ABBA Voyage die beliebten schwedischen Musiker aus den 1970er Jahre Musiker als Avatare wieder auf.
Blockchain
Die Blockchain ist die Technologie, die auch hinter Kryptowährungen wie Bitcoin steckt. Sie ist ein digitales, besonders sicheres dezentrales Kontobuch (Distributed Ledger). Es liegt auf vielen Rechnern und ist überall identisch. Eine Bitcoin-Transaktion wird nun als Block in das Kontobuch eingetragen und mit dem nachfolgenden Block verkettet (Chain). Dafür sind mathematische Rechenoperationen notwendig, die einen hohen Energiebedarf haben. Durch das Peer-to-Peer-Prinzip ist die Blockchain nicht manipulierbar. Sie nennt man deshalb auch Trust Machine.
Tradelens, eine Handelsplattform von IBM und Maersk (Weltmarktführer für Schifftransporte), ist ein Beispiel für eine Blockchain-Anwendung. Sie garantiert eine schnelle und sichere Lieferung und Zahlung. Weitere Anwendungen: Zeugnisse (Asylverfahren), Maschinen wickeln Transaktionen untereinander ab (Parkhaus, Produktion etc.).