Im Juni 2024 wurden nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 26 Prozent mehr Autos zugelassen als im Vorjahresmonat. Es geht also wieder aufwärts. Für E-Autos sieht die Lage aber nicht so rosig aus. Im Juni sind rund 43.000 neue Pkw mit batterieelektrischem Antrieb (BEV) zugelassen worden. Das sind rund 18 Prozent weniger als im selben Monat des Vorjahres. Was gab es noch?
China ante Portas
An der Bandenwerbung der EM-Stadien ist schön zu sehen, dass einige chinesische Anbieter mit Macht in den deutschen Markt drängen. Bei den Autoherstellern ist das vor allem BYD (Build Your Dreams). Doch ihr Vorstoß trifft auf eine bröckelnde Nachfrage nach E-Autos, so dass offenbar viele chinesische E-Autos an den deutschen Häfen auf Halde liegen. Deutsche Autofahrer sind – wenn sie denn das Budget haben - nicht so leicht von deutschen Marken abzubringen. Das haben auch die Japaner vor einiger Zeit erfahren müssen. Auch bei Firmenwagen reicht das Image chinesischer Anbieter noch lange nicht, um Geschäftsleute zum Umstieg zu bewegen. Hinzu kommt noch der aktuelle Zollkrieg, der chinesische E-Autos in der EU enorm verteuert.
Autovertrieb im Wandel
Alle großen Automarken arbeiten derzeit an einer Umstellung ihrer Vertriebskanäle. Mercedes, VW und BMW möchten ihre Kontrolle über das Geschäft, Rabatte und vor allem die Kundendaten stärken. Außerdem soll der Online-Direktverkauf nach dem Tesla-Vorbild intensiv werden. Der Konflikt mit dem klassischen deutschen Autohandel, der in Städten und Regionen flächendeckend präsent ist, wird daher zunehmen. Seine Rolle ist auch in Zukunft nicht zu unterschätzen. Der Großteil der Neuzulassungen wird immer noch stationär abgewickelt.
- Persönliche Beratung: Bei komplexen und hochpreisigen Investitionen wie Autos ist die persönliche Beratung von Angesicht zu Angesicht durch keinen Online-Konfigurator und Chat-Bot ersetzbar. Wohl aber dienen Online-Informationen der Vorbereitung. Kunden sind heute viel informierter als früher.
- Sensorische Erlebnisse: Viele Autohäuser wandeln sich zu modernen Dienstleistungscentern, in denen Kunden die Autos, für die sie sich interessieren, sehen, fühlen und riechen können. Zur persönlichen Beratung kommt dann immer mehr auch die Möglichkeit, der digitalen Information vor Ort, z.B. über VR-Brillen.
- Probefahrten: Neukäufe ohne Probefahrt sind nicht denkbar. Ein Autohaus ist regional verankert, schnell erreichbar und kann Probefahrten schnell arrangieren.
- Wartungsservice: Die Nähe ist auch wichtig, wenn es um Inspektionen und Reparaturen geht. Einige Autohäuser bieten hierfür auch Abhol- und Bringservices.
Entzauberung der E-Autos
In der EU setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass moderne Verbrenner im Vergleich zu E-Autos in ihrer Klimabilanz doch nicht so schlecht sind. Die vermeintlichen E-Autos stoßen zwar kein CO2 aus, für die Batterieproduktion wird aber so viel CO2 eingesetzt, dass neue Diesel z. B. bis zu 150.000 km fahren können, ehe der CO2-Vorteil von E-Autos einsetzt. Außerdem würde das Problem der späteren Entsorgung von Batterien ausgeblendet.
Auch die aktuelle Wirtschaftskrise mit ihren vielen Baustellen wirkt. Es dämmert den deutschen Politikern, dass wir mit einer einseitigen E-Mobilität den von der deutschen Automobilwirtschaft in Jahrzehnten errungenen Weltmarktvorteil in Verbrennungstechnologien aus der Hand geben und damit eine Kernbranche in Deutschland massiv und sehenden Auges aus ideologischen Gründen schwächen.